Lapidarium von Grado
Überblick
Das Lapidarium von Grado befindet sich auf der Rückseite der Basilika Sant’Eufemia. Es handelt sich hier um eine umfangreiche Sammlung von Grabsteinen, die aus zahlreichen Fragmenten von Marmordekorationen, Inschriften, Sarkophagen und Kapitellen besteht. Die Fundstücke stammen u.a. aus der römischen- und aus der christlichen Epoche, aus der byzantinischen- und aus der mittelalterlichen Zeit. Seitlich der Basilika, im Außenbereich, befand sich einst die bischöfliche und nachfolgend die patriarchalische Residenz. Zu sehen sind auf dem kirchlichen Areal u.a. ein Sarkophag aus dem (2. Jahrhundert n. Chr.) des Bischofs Marcianus (wahrscheinlich nachträgliche Bestattung), ein Sarkophag des Licinius Baburius aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., die Basis einer Altarmensa aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. und ein Taufbeckenboden aus dem 5. Jahrhundert n. Chr.
Lapidarium in Grado
Die im Lapidarium ausgestellten Steinfragmente wurden innerhalb der Basiliken und Baptisterien von Grado - Santa Eufemia, S. Maria delle Grazie, Battistero di San Giovanni, Basilika und Battistero di Piazza della Corte bzw. della Vittoria - sowie in der näheren Umgebung ausgegraben. Die ersten Ausgrabungen gehen auf das Jahr 1860 zurück, als die heute auf der Zugangsallee zum Baptisterium aufgestellten Sarkophage gefunden wurden. Die Ausgrabungen wurden später zwischen 1920 und 1952 anläßlich der Restaurierungen der Denkmalbauten von Grado mehrmals wiederaufgenommen. Während dieser Arbeiten wurden römische, altbyzantinische und frühmittelalterliche Steinbruchstücke und Inschriften ans Tageslicht gebracht.
Unter den Fundstücken im Lapidarium von Grado sind römische Grabinschriften aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und altchristliche Grabinschriften aus dem 4./5. Jahrhundert n. Chr. zu finden. Letztere weisen skulptierte Christussymbole und Oranten-Gestalten auf. Zu einem römischen Grabdenkmal gehört auch die hier aufgestellte kopflose Statue eines Togatus. Zwei Inschriften haben bürgerlichen Charakter: die eine erinnert an die Restaurierung der Thermen von Altino, während die kaiserlichen Ausdrucksformeln auf der zweiten auf die späte Kaiserzeit (4. Jahrhundert n. Chr.) hindeuten.
Bei den Sarkophagfragmenten mit figürlichen Darstellungen und Inschriften aus dem 2.- 3. Jahrhundert n. Chr. sind insbesondere bemerkenswert einige wertvoll ausgeschmückte Fragmente mit Putten seitlich der Inschriftenplatten. Auf zwei arkadengesäumten Sarkophagfronten sind ein Todesbankett mit der Verstorbenen auf dem Trikliniumlager und ein von Musen und Dichtern umgebenes Ehepaar dargestellt. Der Sarkophag eines Militärs weist eine Inschriftplatte mit Henkeln und zwei arkadengesäumten Fahnenträgern an den Seiten auf.
Weiterhin sind Architekturreste aus römischen Zivilbauten (1. - 3. Jahrhundert n. Chr.) zu sehen, u.a. zwei Konsolen und einige mit Mäanderband, ionischen und lesbischen Kyma ausgeschmückte Gesimsfragmente. Bemerkenswert sind auch ein Architravfragment mit Akanthusbüscheln und zwei Friesbruchstücke mit jeweils Akanthusranken und Rosetten mit Pflanzenmotiven. Auf einem runden Stadttorschild sind feingeschmückte Lorbeerranken und Beerendekor zu erkennen. Zwischen den Stützen der Halle sind ein korinthisches Kompositkapitell (3. Jahrhundert n. Chr.), einige Kapitelle mit Wasserblattwerk und ein theodosianisches Leierkapitell (6. Jahrhundert n. Chr.) ausgestellt. An der Eckstütze ist ein Stelenfragment mit Bildnis eines hohen Würdenträgers aus der Zeit des Kaisers Konstantin zu sehen.
Kirchenausstattungsfragmente
Altbyzantinische Kirchenausstattungsfragmente sind zahlenmäßig vorherrschend und in verschiedene Kategorien aufgegliedert:
Chorschrankenplatten und kleine Pfeiler aus der Umfriedigung des Presbyteriums, kleine Einbockpfeiler mit Säulchen, Bruchstücke eines polygonalen Ambo, Altarmensen und Kämpferkapitelle. Ihre Ausschmückung mit Kreuz-, Tier- und Pflanzenmotiven hat symbolischen Charakter.
Unter den interessantesten sind folgende Stücke hervorzuheben:
Eine schmale, beiderseitig mit einem leuchterförmigen Kreis verzierte Chorschrankenplatte (aus der Kirche St. Maria delle Grazie); das Eckstück einer Chorschrankenplatte mit reichem Pfanzenornament; fragmentarische Chorschrankenplatte mit Kanthros zwischen Lämmern (oder Hirschen); Treppenbruchstück eines Ambo mit feiner Efeudekoration; Chorschrankenplatte mit gehauener Pfauenfigur.
Einige Skulpturfundstücke stammen aus der Piazza della Corte (bzw. della Vittoria): zwei Chorschrankenplatten, ein kleiner Pfeiler mit einem Vogel, der Weintrauben pickt und eine fragmentarische, feine Wandplatte mit geschabtem Schild umgeben von vier Delphinen. An den Stützen befindet sich eine wertvolle Serie von figürlichen Kämpferkapitellen (aus St. Maria delle Grazie).
Bei den frühmittelalterlichen Kirchenausstattungsfragmenten (8. - 9. Jahrhundert n. Chr.) ist eine große Anzahl von hoher Qualität aufgefunden worden. Sie bekunden die kulturelle und politische Bedeutung von Grado im frühen Mittelalter, insbesondere zur Zeit der Patriarchen Fortunatus (803 - 814) und Johannes II. (814 - 818). Letzterer ist auf der dem Heiligen Markus gewidmeten Inschrift am Querbalken einer Pergula erwähnt. Auf einer anderen, auf der Insel Gorgo aufgefundenen Inschrift werden die Heiligen Cosmas und Damianus genannt. Die frühmittelalterlichen Funde bestehen aus Pergula-Querbalken, Ziboriumbögen, Chorschrankenplatten und kleinen Pfeilern aus der Einfassung des Presbyteriums, einem wunderschönen dreistöckigen Ambo, einer durchbrochenen Fensterschranke und verschiedenen Kapitellen mit vorherrschender Flechtwerkverzierung.
Selten sind die Fundstücke mit figürlichen Darstellungen: dazu zählt der Ambo mit Pfauen und anderen christlichen Symbolen. Weiterhin finden sich an der Wand Kapitell- und Säulchenbruchstücke aus dem 1. - 10. Jahrhundert n. Chr. Im oberen Bereich der Wand sind folgende Funde ausgestellt:
...römische Kapitelle (1. - 4. Jahrhundert n. Chr.);
...Eckvoluten und Abakusfragmente der theodosianischen Leierkapitelle (6. Jh. n. Chr.);
...altbyzantinische Kämpferkapitelle mit Vögel- und Pflanzendekor (6. Jh. n. Chr.);
...frühmittelalterliche Kapitelle (9. Jh. n. Chr.);
...zwei vorromanische Pseudo-Kämpferkapitelle (10. Jh. n. Chr. ?);
Im unteren Bereich der Wand:
...römische, altbyzantinische und frühmittelalterliche Säulchen und Pfeilerfragmente;
Sehenswürdigkeiten
- Basilica di Sant’Eufemia (Dom);
- Baptisterium San Giovanni Battista- Taufkirche;
- Basilika di San Giovanni (Basilica della Corte);
- Insel Barbana- Lagune von Grado;
- Nationalmuseum für Unterwasserarchäologie in Grado;
- Insel und Wallfahrtskirche Barbana;
- Auditorium San Rocco - säkularisiertes Kirchengebäude aus dem 17. Jahrhundert, das in der Sommersaison als Galerie verwendet wird;
- Madonnina del Mare - Statue in der Lagune nördlich des Hafens;
Informationen:
Informationen zur Basilika S. Eufemia, zum Lapidarium und zum Baptisterium in Grado finden sie nachstehend zusammen mit den Öffnungszeiten:
Adresse:
Basilika S. Eufemia, Lapidarium und Baptisterium Grado
Campo Patriarca Elia,
34073 Grado GO
Italien
Uffici in Via Gradenigo 14,
34073 Grado GO
Telefon: 0431 80146
Fax: 0431 80146
E-Mail: parrocchia.grado@gmail.com
Website: https://www.chiesagrado.org/
Öffnungszeiten:
WINTER: Montag bis Sonntag von 8.00 bis 18.00 Uhr;
SOMMER: Montag bis Sonntag von 8.00 bis 19.00 Uhr;
Video - Grado
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Stadt Grado basieren auf dem Artikel Grado (Stand vom 03.11.2020) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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Die Fotos aus der Wikimedia Commons "Baptisterium von Grado, Monogramm auf dem Altar; Blick auf den Kirchen- und Museumsbereich in Grado; (2 Fotos) - Autor: F. Giusto" - "Baptisterium: Römischer Sarkophag - Autor: Wolfgang Sauber" - "Baptisterium von Grado - Autor: I, Sailko" werden unter der Lizenz "Creative Commons" „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported“ Lizenz veröffentlicht.
Das Foto aus der Wikimedia Commons "Relikte des Lapidariums - Autor: Szeder László" wird unter den Bedingungen der Creative Commons „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International“ Lizenz veröffentlicht.