Chiesa San Pietro in Vincoli
Überblick
Etwa 500 Meter nördlich des Kolosseums befindet sich die Kirche San Pietro in Vincoli (lat.: Sancti Petri ad vincula, deutsch St. Peter in den Ketten). Sie liegt am Esquilin-Hügel im XV. Rione in Rom in unmittelbarer Nachbarschaft zur Università degli Studi di Roma La Sapienza. Ihr vollständiger Name lautet: San Pietro in Vincoli al Colle Oppio. Die Kirche ist eine Rektoratskirche, Basilika minor und Titelkirche mit der Bezeichnung Titulus sancti Petri in vinculis der römisch-katholischen Kirche. San Pietro in Vinculi befindet sich an der gleichnamigen Piazza und ist von außen besehen recht unscheinbar. In der Kirche befindet sich das von Michelangelo geschaffene Grabmal für Papst Julius II. (1443 - 1513) mit der Figur des Mose.
San Pietro in Vincoli
Neben der Kirche San Pietro in Vincoli befindet sich die Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Universität La Sapienza im ehemaligen Klostergebäude der Kirche mit dem Namen „San Pietro in Vincoli“ pro Antonomasia. Die Kirche befindet sich auf dem Colle Oppio Hügel in der Nähe der Metrostation Cavour, nicht weit vom Kolosseum entfernt. Als Vorgängerbau der heutigen Basilika war um 400 über den Fundamenten einer römischen Villa des 2. Jahrhunderts und einem Apsidensaal (aula absidiata) des 4. Jahrhunderts eine dreischiffige querschifflose Basilika mit je 15 Säulen und einer schräggestellten Apsis errichtet worden, die aber bereits vor dem Jahr 435 aus nicht bekannter Ursache zerstört wurde. Diese erste Basilika aus der Zeit um 400 hieß ecclesia Apostolorum.
Unter Verwendung der Außenmauern und der Apsis dieser ersten Basilika entstand unter Papst Sixtus III. (432 – 440) der Neubau einer Basilika mit Querhaus und mit Apsiden an den Seitenschiffen sowie mit einem Triumphbogen auf antiken Granitsäulen, einer Schola cantorum im Mittelschiff und einer Vorhalle. Durch den Einbau eines Querhauses wurde die Zahl der Säulen jeweils auf zehn beschränkt; es sind antike Marmorsäulen mit Hohlstreifen, die Arkaden tragen. Dieser Grundriss mit den hier erstmals gebauten flachen Apsiden an den Seitenschiffen und die neuartige Arkadenkonstruktion (an Stelle des bisher üblichen Architravs) dienten in der Folgezeit als Vorbilder für weitere Kirchenbauten. Die bei Grabungen im Langhaus aufgefundenen Fundamente lassen vermuten, dass das Presbyterium durch Schrankenplatten abgetrennt war.
Dieser Kirchenbau wurde von Licinia Eudoxia, der Tochter des oströmischen Kaisers Theodosius II. und Frau des weströmischen Kaisers Valentinians III., maßgeblich gefördert. Die Kirche wurde von Papst Sixtus III. im Jahr 439 oder 440 geweiht. Der fränkische Gelehrte Einhard erwähnt die Kirche in seiner Translatio et Miracula SS. Marcellini et Petri („Die Übertragung und Wunder der Heiligen Marzellinus und Petrus“). Für die Bedeutung der Basilika spricht, dass dort in den Jahren 939 und 1073 Papstwahlen stattgefunden haben. Als Titelkirche war sie einbezogen in die römische Stationsliturgie, die vom 4. bis zum 17. Jahrhundert an den hohen Festtagen des Kirchenjahres in verschiedenen Kirchen unter Vorsitz des Papstes gefeiert wurde.
Im Laufe ihrer Geschichte erlebte die Kirche mehrere Umbauten, insbesondere unter dem damaligen Titelkardinal Giuliano della Rovere, der 1503 zum Papst Julius II. gewählt wurde, in Renaissanceformen und zuletzt durch Francesco Fontana im Stil des Spätbarock. Sie ist die Ordenskirche der Augustiner-Chorherren vom Lateran. Die frühere Bezeichnung der Kirche „ecclesia Apostolorum“ wurde zunächst auch für den Neubau von Papst Sixtus III. übernommen, wie sich aus den Römischen Synodalakten ergibt. Im Liber Pontificalis wird dann für 501 – 502 erstmals die neue Bezeichnung „ecclesia a vincula sancti Petri“ erwähnt, woraus entnommen wird, dass die ursprüngliche Weihung an die beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus nun auf Petrus allein zurückgeführt worden ist. Bereits in historischen Quellen des späten 5. Jahrhunderts werden in dieser Kirche die Reliquien der Kerker-Ketten des heiligen Petrus erwähnt.
Namensgebend für die Kirche sind die Ketten (lateinisch/italienisch vinculi / vincoli), die in einem Glasbehälter unter dem Altar aufbewahrt werden. Die Pilger verehren sie als diejenigen, mit denen Petrus in Jerusalem bis zu seiner wunderbaren Befreiung gefesselt war (Apg 12,6-7 EU), und zugleich als diejenigen, die er im Mamertinischen Kerker in Rom getragen hat. Die Binden, die Petrus wegen der von den Ketten herrührenden Verletzungen erhalten haben soll, soll er an der Stelle verloren haben, wo heute die Kirche Santi Nereo e Achilleo steht. Nach der legendarischen Überlieferung erhielt Kaiserin Aelia Eudocia bei einer Wallfahrt ins Heilige Land die Jerusalemer Ketten von Patriarch Juvenal und schenkte sie ihrer Tochter Licinia Eudoxia. Diese zeigte sie Papst Leo I., der sie mit den in Rom aufbewahrten mamertinischen Ketten verglich. Dabei fügten sich die beiden Ketten wundersam zusammen, und Eudoxia ließ für sie die Basilika als würdigen Aufbewahrungsort dieser Petrus-Reliquien errichten. [1]
Grabmal für Papst Julius II.
Bekannt ist die Kirche vor allem durch Michelangelos Grabmal für Papst Julius II. (1503 – 1513), der zuvor ihr Titelkardinal gewesen ist. Vorgesehen waren ursprünglich etwa 40 überlebensgroße Figuren. Den Sockel des Monuments sollten Allegorien der Künste und Wissenschaften sowie Sklaven als Symbole der unterworfenen Provinzen umgeben; darüber waren ursprünglich vier Sitzfiguren um den Sarkophag vorgesehen. 1506 ließ Julius II. den Plan fallen, und Michelangelo verließ Rom. 1508 kehrte er zurück und begann mit den Deckenfresken der Sixtinischen Kapelle. Als 1513 Papst Julius II. starb, widmete sich Michelangelo erneut dem Grabmal. Es entstanden der Gefesselte Sklave und der Sterbende Sklave sowie die zentrale Gestalt des Mose.
Die Mosesstatue gilt als eines der wichtigsten Werke Michelangelos. Sie zeigt Mose, der mit den Tafeln der Zehn Gebote vom Berg Sinai (auch Berg Horeb oder Mosesberg genannt) zurückkehrt, in dem Moment, als er die Israeliten beim Tanz um das goldene Kalb antrifft. Die Hörner auf seinem Kopf gehen auf einen Übersetzungsfehler zurück: Im hebräischen Urtext, der keine Vokale kennt, steht das Wort „krn“. Als man später darangeht, den Text mit Vokalen zu versehen, setzt man zwei „e“ ein. Aus „krn“ wird „keren“ und das heißt „gehörnt“. Diese Fassung hält sich durch Jahrhunderte und wird so auch in die Vulgata übernommen, aus der Michelangelo sein Wissen bezieht. Durch Vergleich mit anderen Texten erkennt man viel später, dass richtig zwei „a“ ergänzt werden müssen. Das Wort heißt dann „karan“ und bedeutet „glänzend“, und die etwas rätselhafte Bibelstelle bekommt einen anderen, verständlichen Sinn. [1]
Grabmal von Nikolaus von Kues
An der linken Seitenschiffwand befinden sich Epitaph und Grabplatte von Nikolaus von Kues (Cusanus) (1401 – 1464), dem damaligen Titel-Kardinal der Basilika. Der aus Bernkastel-Kues an der Mosel stammende Sohn eines Kaufmanns und Fischers, der sich selbst Nicolaus Treverensis nannte, gilt als der bedeutendste Theologe und Philosoph des 15. Jahrhunderts. Er war tätig als Fürstbischof von Brixen, päpstlicher Legat sowie Kurienkardinal und Generalvikar im Kirchenstaat. Beigesetzt wurde er in S. Pietro in Vincoli; sein Herz wurde entsprechend seinem letzten Willen in der Kapelle des von ihm gestifteten St.-Nikolaus-Hospitals in Bernkastel-Kues beigesetzt. Das Epitaph ist ein Teil des ursprünglichen Grabmonuments, einem Frühwerk (1465) des bedeutenden Bildhauers Andrea Bregno in Rom. Auf der großformatigen Reliefplatte ist der Titelheilige Petrus auf einem Thronsessel dargestellt, in der Rechten Schlüssel und Buch haltend und in der Linken die abgestreifte Kette, mit der er gefesselt war. Zu beiden Seiten knien der betende Kardinal Nikolaus von Kues (mit dem Kardinalshut vor sich) und ein Engel (mit dem Ende der Kette Petri).
Weitere Kirchen in Rom:
- Chiesa Santa Maria dei Miracoli an der Piazza del Popolo
- Chiesa Santa Maria in Monte Santo an der Piazza del Popolo
- Chiesa San Carlo alle Quattro Fontane auf dem Quirinal-Hügel
- Chiesa di Sant’Andrea al Quirinale auf dem Quirinal-Hügel
- Santa Maria Rotonda im Pantheon
- Chiesa Sant’Agnese in Agone an der Piazza Navona
- Kirche Sant’Omobono am Kapitolinischen Hügel
- Kirche San Pietro in Carcere - Forum Romanum
- Kirche San Giuseppe dei Falegnami - Forum Romanum
- Kirche Santi Luca e Martina - Forum Romanum
- Kirche Sant'Adriano al Foro Romano - Forum Romanum
- Santissimo Nome di Maria al Foro Traiano - Kaiserforen
- Kirche Santa Francesca Romana - Forum Romanum
- Kirche San Lorenzo in Miranda - Forum Romanum
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- Kirche SS. Salvatore della Scala Santa - Lateran
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- Chiesa Santi Ambrogio e Carlo - Via del Corso
Basilika San Giovanni in Laterano
Eine der vier Hauptkirchen Roms ist die Basilika San Giovanni in Laterano, eine der bekanntesten Kirchen in der Stadt. Sie ist auch gleichzeitig die Bischofskirche des Bischofs von Rom, unseres Papstes Franziskus. Die Kirche wurde bereits im 4. Jahrhundert von Kaiser Konstantin errichtet. Sie wird als die älteste Kirche der Christlichen Gemeinschaft bezeichnet und ist über all die Jahre die Kathedrale von Rom. Einst stand hier ein prächtiges römisches Haus, die Wohnstätte der Familie Laterani.....
Weitere Informationen zur Basilika San Giovanni in Laterano finden Sie hier....!
Kirche Santa Maria in Aracoeli
Die Kirche Santa Maria in Aracoeli (lat.: Basilica Sanctae Mariae de Ara coeli in Capitolio) befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Kapitol (Campidogli) in Rom. Santa Maria in Aracoeli ist eine römisch-katholisch Kirche und steht unter dem Patrozinium der heiligen Maria. Im Jahr 1268 wurde die Kirche geweiht und besitzt den Rang einer Basilica minor, die vom Orden der Franziskaner (OFM) geleitet wird. Kardinaldiakon ist Salvatore De Giorgi und die Kirche....
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Sankt Paul vor den Mauern
Sankt Paul vor den Mauern (italienisch:San Paolo fuori le Mura) ist die größte Basilika Roms nach dem Petersdom. Aufgrund ihrer Lage zu der Straße, die nach Ostiense führt (Via Ostiense), wird sie auch oft Basilika Ostiense genannt. Die Basilika ist seit dem Abschluss der Lateranverträge eine exterritoriale Besitzung des Heiligen Stuhls und eine der sieben Pilgerkirchen von Rom. Sankt Paul wurde von Kaiser Konstantin zu Beginn des 4. Jahrhunderts errichtet. Kirchlicher Tradition zufolge wurde Sankt Paul vor den Mauern an der Stelle gebaut, wo der Leichnam des heiligen Paulus beigesetzt wurde....
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Wichtige Links:
- GEO Reisecommunity - Rom Reisetipps
- Kennen Sie schon die Katakomben in Rom?
- Rom aus erster Hand
- Stadtkarte von Rom
- Comune di Roma (Servizi Online)
- www.enit.it Italienische Zentrale für Tourismus
- Fori di Roma - La Storia - Information und Exhibition Center
- Pilgerzentrum Rom (Centro Pastorale Pellegrini di Lingua Tedesca)
- Tipps zum Romaufenthalt
Quellenverzeichnis:
1.: Die Informationen zur Basilika San Lorenzo in Lucina basieren auf dem Artikel San Pietro in Vincoli (Stand vom 06.12.2017) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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Die Fotos "Teaserfoto: San Pietro in Vincoli - Autor: Maros" - "Epitaph des Kardinals Nikolaus Cusanus - Autor: Lalupa" werden unter den Bedingungen der Creative Commons "Attribution 2.0" „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported“ Lizenz veröffentlicht.