Chiusdino
Überblick
Chiusdino ist ein Ort in Norditalien in der Provinz Siena. Er gehört zur Region Toskana und zählt etwa 1800 Einwohner. Chiusdino liegt auf einer Höhe von 573 Meter über NN. Die Gemeindefläche beträgt 141 Quadratkilometer. Chiusdino liegt ca. 30 Kilometer südwestlich der Provinzhauptstadt Siena und ca. 70 km südlich der Regionalhauptstadt Florenz in der Hügelkette der Colline Metallifere. Nordwestlich des Gemeindegebietes beginnt das Val di Cecina. Chiusdino selbst liegt im oberen Teil des Val di Merse (Mersetal). Der Ort gehört zum Erzbistum Siena-Colle di Val d’Elsa-Montalcino. Ortsteile sind Ciciano (506 Meter, ca. 300 Einwohner), Frassini (350 Meter, ca. 150 Einwohner), Fròsini (346 Meter, ca. 50 Einwohner), Montalcinello (378 Meter, ca. 150 Einwohner) und Palazzetto (347 Meter, ca. 100 Einwohner). Die Nachbargemeinden sind Casole d’Elsa, Monticiano, Montieri (GR), Radicondoli, Roccastrada (GR) und Sovicille.
Geschichte
Erste Siedlungen entstammen wahrscheinlich aus der Zeit der Langobarden im 6. Jahrhundert. Der Ort wurde im 12. Jahrhundert von den Bischöfen von Volterra mit einer Burg ausgestattet und erweitert. Diese hielten ihre Herrschaft bis 1215, als Bischof Pagano Pannocchieschi die Herrschaft über den Ort an Siena abgab. Dies geschah durch den Druck der Gherardesca aus dem benachbarten Fròsini (heute Ortsteil von Chiusdino), die der Republik Siena nahestanden. Nach der ersten Übernahme des Ortes von Siena 1214 wurde der Ort von Giovanni di Velletri, Bischof von Florenz und von Papst Innozenz III. (1161 - 1216) als Vermittler eingesetzt, wieder nach Volterra gegeben.
Dennoch gab Pagano Pannocchieschi den Ort an Siena, so dass am 22. Mai 1215 die Bevölkerung von Chiusdino den Treueid an Giovanni Cocchi, Podestà von Siena, abgab. 1554 eroberte Florenz im Zuge des Krieges gegen Siena den Ort, der im Jahr 1776 freie Kommune wurde. Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Gemeinde von den Truppen Napoleons erobert, die bis 1814 blieben. Danach wurde Chiusdino in das Großherzogtum Toskana eingegliedert, wo es bis 1861 verblieb und dann ins Königreich Italien integriert wurde. Chiusdino verfügt über einen hervorragend erhaltenen und zum Großteil noch bewohnten mittelalterlichen Ortskern. [1]
Sehenswürdigkeiten
- Abbazia San Galgano - ehemaliges Kloster;
- Prepositura di San Michele Arcangelo - mittelalterliche Kirche im Ortskern, die 1964 restauriert und stark verändert wurde. Enthält als Reliquie den Kopf des hl. San Galgano;
- Museo Civico e Diocesano d’Arte Sacra di San Galgano - Museum im Palazzo Taddei im Ortskern. Enthält unter anderem die Werke „Madonna col Bambino“ von Niccolò di Segna (1336, stammt aus der Kirche San Michele) und „San Michele Arcangelo appare a San Galgano“ von Niccolò Franchini (18. Jahrhundert- stammt aus Montesiepi);
- Stadtmauern von Chiusdino: Drei Stadtmauerringe, von denen der erste die Burg eingrenzte. Die erste Erweiterung (zweite Stadtmauer) erfasste die Gegend um die Kirche San Martino, der dritte Stadtmauerring ist der heutigen Befestigungsmauer gleich und war im 14. Jahrhundert fertig gestellt. Zu den Stadttoren gehören:
- Portino - Tor der ersten Befestigungsmauer, die zur damals außen gelegenen Kirche San Martino führte - heute noch vorhanden;
- Porta Senese - auch Porta Bacucchi oder Barlucchi genannt, nördliches Stadttor des letzten Mauerrings, das nach Siena führte und heute noch vorhanden ist;
- Porta Piana - heute nicht mehr vorhandenes Tor. Es war das westliche Tor, das nach Ciciano und Massa Marittima führte;
- Porta al Poggio - südliches, dem Merse zugewandtes Tor, von dem nur noch Reste zu sehen sind;
- Santuario della Madonna delle Grazie ist ein Heiligtum in Chiusdino;
- Chiesa della Madonna del Buon Consiglio - Kirche im Ortsteil Fròsini außerhalb der Burg, enthält die Werke „Visione di San Galgano“ von Pietro Benvenuti und „Santa Teresa“ von Carlo Dolci. Die klassizistische Kirche entstand 1835 durch Initiative der Familie Feroni und wurde in den 1990er Jahren restauriert;
- Chiesa di San Magno a Montalcinello - eine Kirche im Ortsteil Montalcinello, die 1290 über einer älteren Kultstätte (ca. 10. Jahrhundert) entstand;
- Chiesa di Santa Maria Assunta - Kirche im Ortsteil Ciciano, die 1619 entstand;
- Chiesa di San Lorenzo a Frassini - Kirche im Ortsteil Frassini, die im 19. Jahrhundert (nach 1820) entstand;
- Chiesa di San Lorenzo a Castelletto - auch San Lorenzo a Castelletto Mascagni oder San Lorenzo di Bossolino genannt- die Kirche entstand im 17. Jahrhundert;
- Castello di Miranduolo - ehemalige Burg mit Borgo und heutige Grabungsstätte südlich von Chiusdino;
- Castello di Serena - Burg mit anliegender Abtei Santa Maria a Serena. Erstmals 1004 erwähnt. Die Burg wurde 1133 nach einem Konflikt der Gherardesca mit Volterra zerstört. Die Abtei der Benediktiner vereinigte sich 1196 mit den Vallombrosaner. Im 13. Jahrhundert verließen die Mönche den Ort und zogen nach San Martino fuori le mura in Chiusdino. Von Abtei und Burg sind heute nur noch einzelne Steine sichtbar;
- Castello di Spannocchia - Burg aus dem 13. Jahrhundert im nördlichen Gemeindegebiet und kurz südlich des Flusses Rosia gelegen. Gehörte den Pannocchieschi. Von der Burg ist noch der Hauptturm erhalten;
- Eremo di Montesiepi - auch Cappella di San Galgano a Montesiepi genannt, liegt bei der Abbazia San Galgano;
- Eremo di Santa Lucia a Rosia - Eremitage nahe Rosia bei Sovicille, aber noch dem Gemeindegebiet von Chiusdino zugehörig;
- Oratorio della Madonna della Consolazione - Oratorium im Ortsteil Montalcinello aus dem 17. Jahrhundert, das kurz außerhalb der Befestigungsmauern liegt. Enthält das Leinwandgemälde „Madonna col Bambino“ aus dem 17. Jahrhundert;
- Oratorio di San Carlo Borromeo - Oratorium im Ortsteil Ciciano. Enthält eine Statue des San Carlo Borromeo aus dem 19. Jahrhundert;
- Chiesino, Kirchenruine bei Luriano - entstand im 16. Jahrhundert;
- Pieve di Malcavolo (Santa Maria e San Giovanni a Malcavolo) - Kirchenruine und ehemalige Pieve zwischen Frosini, Montarrenti und Pentolina, die bereits im 14. Jahrhundert in schlechtem Zustand war;
- Pieve di Santa Maria a Luriano - Pieve unterhalb der Burg von Luriano, die bereits 1171 als Plebes Santa Maria de Lugriano erwähnt wurde. Wurde im 18. Jahrhundert San Giovanni Battista geweiht und ist heute nicht mehr aktiv;
- Pieve di San Bartolomeo a Pentolina - Pieve nahe der ehemaligen Burg von Pentolina im nordöstlichen Gemeindegebiet, die erstmals 1189 erwähnt wurde. Wurde 1524 durch die Familie Spannocchi restauriert, weitere Restaurierungen gab es 1810 und 1939;
Chiesa di San Sebastiano
Die Chiesa di San Sebastiano befindet sich im Ortskern und ist Sitz der Confraternita di San Galgano (Compagnia di San Galgano). Der Legende nach entstand die Kirche, um die Reliquien des San Sebastiano aufzubewahren, die dem San Galgano von dem Seneser Papst Alexander III. (1100/05 - 1181) vermacht wurden. Die Kirche enthält ein Relief aus dem Jahr 1466 von Urbano da Cortona „San Galgano che conficca la spada nella roccia“ heute im Museum San Galgano. Das Rundfenster der Fassade besitzt eine Glasarbeit aus dem 15. Jahrhundert „San Sebastiano tra San Rocco e San Leonardo“.
Chiesa di San Martino
Auch die Chiesa di San Martino - auch Iacopo e Martino genannt, ist eine Kirche im Ortskern, auch als fuori le mura bekannt, da sie außerhalb des ersten Stadtmauerrings der Burg (Castello) lag. Sie wurde bereits im Jahr 1133 als Clausura di San Martino in Chiusdia erwähnt und gehörte zunächst zur Abtei der Benediktiner Santa Maria in Serena. Im Jahr 1196 vereinigte sich der Orden mit den Vallombrosanern.
Kapelle San Galgano in Montesiepi
Die Kapelle von San Galgano in Montesiepi (ital.: cappella di San Galgano a Montesiepi oder Rotonda di Montesiepi) ist ein katholisches Kirchengebäude in Montesiepi, einem Ortsteil von Chiusdino in der Provinz Siena. Die Rotundenkapelle wurde an der Stelle der Einsiedelei des Heiligen Galgano auf dem Berg Siepi errichtet, in die er sich dort bis zu seinem Tod im Jahr 1181 zurückgezogen hatte. Die Kapelle wurde 1185 geweiht, als er von Papst Alexander III. (1100/05 - 1181) heiliggesprochen wurde. Der Eingang zur Kapelle ist ein kleiner quadratischer Pronaos, dessen Wände und Gewölbe mit Ziegelbändern in wechselnden Farben bedeckt sind.
Der Legende nach lebte hier einst in einer Einsiedelei der Ritter Galgano Guidotti, der in einem Gelübde auf das militärische und weltliche Leben verzichtete und sein Schwert, das er nie mehr benutzen wollte, in den Felsen getrieben hatte. Noch heute ist die Waffe unter einer Plexiglashaube in der Rotunde der Kapelle zu sehen. Unvollendete Fresken von Ambrogio Lorenzetti befinden sich in einer angrenzenden Kapelle und erzählen Episoden aus seinem Leben. Die Kapelle gehört zur Erzdiözese Siena-Colle di Val d'Elsa-Montalcino. In der nahe gelegenen Ebene wurde im Jahr 1201 zu seinen Ehren die Zisterzienserabtei San Galgano erbaut.
Ansicht der sogenannten Weißen Mühle im Gemeindegebiet von Chiusdino - eingebunden über Wikimedia Commons
Santuario della Madonna delle Grazie
Das Santuario della Madonna delle Grazie ist ein Heiligtum in Chiusdino und sieht aus wie eine kleine Kapelle. Das Gebäude wurde im 14. Jahrhundert als Oratorio erbaut. Das Santuario befindet sich kurz außerhalb der Stadtmauern an der Straße nach Frassini. In der militärischen Auseinandersetzung zwischen Siena und Florenz 1555 erlitt das Gebäude erhebliche Schäden und wurde danach verlassen. Das heutige, als Heiligtum errichtete Gebäude, stammt aus dem Jahr 1615.
Eremo di Santa Lucia a Rosia
Die Eremo di Santa Lucia a Rosia ist eine alte Einsiedelei nahe Rosia bei Sovicille, aber noch dem Gemeindegebiet von Chiusdino zugehörig. Sie liegt unweit der Ponte della Pia und wurde im 12. Jahrhundert errichtet, die dazugehörige Kirche Santa Lucia wurde 1252 begonnen und 1267 konsekriert. Seitdem gehörte sie zum Augustinerorden. Während und kurz nach der Pest von 1348 hatte die Einsiedelei auch die Funktion eines Ospedale. Mit dem Zusammenschluss der Einsiedelei mit der Gemeinschaft des heiligen Augustinus in Siena im Jahr 1575 gehörte sie zum Erzbistum Siena. Der Ordensbetrieb wurde 1789 eingestellt, danach gehörten die Gebäude zur Tenuta Spannocchia, die 1945 ihre Aktivitäten einstellte. Zwischen 1969 und 1974 wurden die Ruinen restauriert, dabei fand sich unter der heutigen Kirche die Struktur einer älteren Kirche, von der nur die Apsis noch vorhanden ist. Eine weitere Restaurierung fand 1989 statt.
Castello di Fròsini
Das Castello di Fròsini ist eine Burg im Ortsteil Fròsini von Chiusdino, die erstmals 1004 erwähnt wurde. Es gehörte der adeligen Familie Gherardesca und ist heute in Privatbesitz. Innerhalb der Burg befindet sich die Kirche San Michele Arcangelo (heute Compagnia del Santissimo Sacramento e Carità). Die Kirche enthält u.a. das Ölgemälde „Madonna del Buonconsiglio e angeli“ eines unbekannten Künstlers, der das Werk vor 1855 schuf, und das Marmorgrabmal „Monumento funebre del marchese Leopoldo Feroni“, dass der Künstler Enrico Pazzi 1854 erschuf.
Castello di Miranduolo
Das Castello di Miranduolo ist eine ehemalige Burg mit Borgo und heutige Grabungsstätte südlich von Chiusdino. Erstmals erwähnt wurde die Burg 1004 in einem Dokument der Abtei Serena. Sie gehörte bis zum Jahr 1258 der adeligen Familie Gherardesca, die dann die Burg an die Familie Cantoni aus Montiere verkaufte. Diese gaben die Burg 1276 an die Broccardi, die die Burg 1337 an die Gemeinde Montieri vermachte. In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Burg verlassen. Im Ort stand die Kirche San Giovanni Evangelista. Seit dem Jahr 2002 finden Grabungen an der Ruine statt.
Region Toskana
Die Toskana - allein der Name dieser beliebten italienischen Region zaubert bei vielen ein Lächeln ins Gesicht. Vielleicht ist es auch eine geheime Sehnsucht nach einem Ort, der Ruhe und Frieden ausstrahlt. Wir sehen in Gedanken liebliche Landschaftsbilder, mit sanften Zypressen bestandenen Hügeln in mildem Sonnenlicht, zahlreiche Kunststädte mit Museen voll von den kunsthistorisch bedeutendsten Werken und eine besondere Lebensart. Kultur und Lebensart verbinden sich in der Toskana auf allerhöchste Weise und machen den speziellen Charme dieser Region aus.
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Chianti-Gebiet
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Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte von Chiusdino in der Region Toskana basieren auf dem Artikel Chiusdino (Stand vom 09.032019) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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Die Fotos "Teaserfoto: Panorama Chiusdino - Autor: Thomas Quine" - "Eremo di Santa Lucia a Rosia - Autor: Sailko" sind lizenziert unter der Creative Commons "Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported".
Die Fotos "Burg Castello di Fròsini; Porta Senese; Chiesa di San Martino - Chiusdino; Sanctuary Madonna delle Grazie; Teil der Stadtmauer von Chiusdino; Kirche Chiesino aus dem 17. Jahrhundert in der Nähe von Luriano; (6 Fotos) - Autor: LigaDue" - "Chiesa San Sebastiano (Chiusdino) - Autor: Mongolo1984" - "Kapelle San Galgano in Montesiepi - Autor: Quinok" - "Einsiedelei Eremo di Montesiepi, Chiusdino - Autor: Superchilum" sind unter den Bedingungen der Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) lizensiert.