Basilika San Vitale
Überblick
Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Ravenna zählt die Basilika San Vitale, ein Bauwerk aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. Sehenswert vor allem ist die Ausstattung des Kircheninneren mit Mosaiken, die zu den schönsten Kompositionen ihrer Art in Italien zählen. Das Kirchengebäude (Via San Vitale, 17, 48121 Ravenna) befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Nationalmuseum von Ravenna und dem Mausoleum der Galla Placidia. Die Basilika San Vitale in Ravenna ist ein frühchristliches Monument, das über einem kleinen Vorgängerbau errichtet wurde. Die Kirche wurde im Jahr 526 von Bischof Ecclesius begonnen, als Ravenna unter der Herrschaft der Ostgoten stand. Der Kirchenbau wurde im Jahr 547 vom 27. Bischof von Ravenna, Maximian, vor dem byzantinischen Exarchat von Ravenna, abgeschlossen.
Basilika San Vitale
Der Bau der Kirche wurde von Julius Argentarius, einem Bankier und Architekten, gefördert, von dem nur sehr wenig bekannt ist, außer dass er etwa zur gleichen Zeit auch den Bau der Basilika Sant'Apollinare in Classe förderte. Die Kirche San Vitale in Ravenna, vermutlich 537 begonnen und 547 dem heiligen Vitalis geweiht, zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauten der spätantik-frühbyzantinischen Zeit. In ihr verbinden sich Architekturformen aus dem Oströmischen Reich mit für das damalige Italien typischen Bautechniken. Sie entstand in einer Zeit des Umbruchs, als der oströmische Kaiser Justinian I. Krieg gegen das ostgotische Königreich in Italien führte. Berühmt ist die als Zentralbau errichtete Kirche vor allem für ihre Mosaikausstattung im Innern, insbesondere die Porträts von Justinian und seiner Frau Theodora im unteren Apsisgewände. Mit den anderen frühen Kirchenbauten in Ravenna gehört San Vitale seit 1996 zum UNESCO-Welterbe. 1960 erhielt sie durch Papst Johannes XXIII. den Ehrentitel Basilica minor.
Baugeschichte
An der Stelle der heutigen Kirche befand sich im 5. Jahrhundert n. Chr. bereits ein kleiner kreuzförmiger Bau, wie Grabungen aus dem Jahr 1911 nachgewiesen haben. Ob dieser bereits der Verehrung des Heiligen Vitalis diente, lässt sich nicht nachweisen. Nach Keller gilt der Narthex des heutigen Gebäudes als Ort des Martyriums des Heiligen. Der ravennatische Chronist Agnellus berichtet im 9. Jahrhundert, dass der katholische Bischof Ecclesius, der sein Amt von 521 bis 532 innehatte, der Begründer des heute zu sehenden Baus gewesen sei. Dies wird bestätigt, durch ein Mosaik in der Apsis der Kirche, welches Ecclesius als Stifter des Baus präsentiert. Zum damaligen Zeitpunkt war Ravenna noch Hauptstadt des ostgotischen Königreiches, dessen germanische Elite sich zum arianischen Christentum bekannte.
Die Bevölkerung Ravennas war dementsprechend in eine arianische und eine katholische Gemeinde gespalten, an deren Spitze jeweils ein eigener Bischof stand. Agnellus berichtet weiterhin, dass ein Bankier namens Julianus Argentarius den Bau finanziert habe. Auch hierfür lassen sich Nachweise im Kircheninneren finden, wo mehrmals das Monogramm des Julianus auftaucht. Sein Name fällt auch im Zusammenhang mit der Finanzierung anderer Kirchen in Ravenna, wie z. B. Sant’Apollinare in Classe. Die Rolle von Ecclesius’ Nachfolger Ursicinus (534 - 536) beim Bau von San Vitale ist unbekannt. Die eigentlichen Bauarbeiten wurden wahrscheinlich erst unter dem nächsten Bischof, Victor (537/38 - 544/45), begonnen. Es ist sein Monogramm, welches die Kämpferblöcke im Kircheninneren tragen. In die Zeit seines Episkopats fiel auch das Ende der ostgotischen Herrschaft über Ravenna, als die Stadt im Jahr 540 durch byzantinische Truppen unter Befehl des Feldherrn Belisar eingenommen wurde.
Architektur
Die Weihung der Kirche fand laut Agnellus schließlich im Jahr 547 unter Bischof Maximian (546 - 556) statt. Sein Porträt findet sich auf einem Mosaik im unteren Apsisgewände. Im 10. Jahrhundert gelangte San Vitale in den Besitz einer Benediktinergemeinde. Während des Mittelalters wurden einige Veränderungen am Bau vorgenommen. So wurden beispielsweise in die Decken des Umgangs und der Empore Kreuzgratgewölbe eingefügt. Um deren Schub abzufangen wurden am Außenbau mehrere Strebepfeiler angefügt. Im 16. Jahrhundert erhielt die Kirche ein neues Eingangsportal im Osten. San Vitale wurde als zweischaliger Nischenzentralbau mit eingestelltem Stützenkranz entworfen. Den Kern des Gebäudes bildet ein oktogonaler, überkuppelter Zentralraum. Den Haupteingang dazu stellte ursprünglich der im Südwesten angeschlossene Narthex dar.
Dieser ist aus der Achse des Gebäudes nach Südosten hin verschoben, so dass er nur an einer Kante an das Oktogon anstößt. Von den beiden Apsiden, mit denen der Narthex ursprünglich abschloss, ist heute nur noch die nördliche erhalten. Der Kern des Zentralraums wird durch acht Pfeiler, welche die Kuppel tragen, ebenfalls als Oktogon definiert. Den Raum zwischen den Pfeilern füllen durch zweisäulige Arkaden gegliederte, halbrunde Nischen, welche sich auch in den Emporen fortsetzen. Die Kuppel, mit einem Durchmesser von 15,70 m, ruht auf einem achteckigen, durchfensterten Tambour, und wurde in der für Italien typischen Leichtbauweise aus Ringen von Tonröhren, den sogenannten tubi fittili, errichtet und nach außen mit Pyramidendach überdeckt. [1]
Dieser zentrale Raumteil ist von einem etwas niedrigeren, doppelgeschossigen Umgang umgeben. Der Altarraum ist durch Arkaden aus dem Umgang herausgetrennt und von einem Kreuzgratgewölbe überdeckt. An ihn schließt sich im Nordosten die polygonal ummantelte Apsis an. Diese wird flankiert von zwei Kapellen mit kreisrundem Grundriss. Im Altarraum und in der Apsis befinden sich auch die spätantiken Mosaiken, für die San Vitale bekannt ist. Die gesamte Kirche ist aus massivem Ziegelwerk gemauert. Die langen, schmalen Ziegel, die dabei verwendet wurden, gleichen denen der anderen Bauten des Julianus Argentarius und sind leicht von den Ziegeln zu unterscheiden, die beispielsweise bei Bauten der Galla Placidia oder des Theoderich Verwendung fanden.
Mosaik mit Kaiser Maximilian und seinem Gefolge, Basilika San Vitale in Ravenna - eingebunden über Wikimedia Commons
Mosaikausstattung
Bekannt ist die Basilika San Vitale, wie viele der spätantiken Monumente Ravennas, für seine reiche Mosaikausstattung. Diese teilt sich in Wand- und Bodenmosaiken auf. Letztere breiteten sich ursprünglich als verschiedenartige ornamentale und florale Muster über den gesamten Kirchenraum aus und sind eher in matten Erdtönen gehalten. Während sie im Umgang noch größtenteils erhalten sind, wurden sie im zentralen Kuppelraum mittlerweile weitgehend durch einen jüngeren Opus sectile-Boden ersetzt. Einen deutlich anderen Eindruck machen die ebenfalls noch in der Entstehungszeit der Kirche gefertigten Wand- und Deckenmosaiken. Sie überziehen nahezu den gesamten Altar- und Apsisbereich und beeindrucken durch ihre kräftigen Farben, wobei Blau, Grün und Gold als Hintergrundfarben dominieren.
Verglichen mit Mosaiken der klassischen Antike sind die Darstellungen aus relativ großen Tesserae zusammengesetzt, wobei das Inkarnat feiner modelliert wurde als der Hintergrund. Auch dies beruht auf der in der Spätantike aufgekommenen Darstellungskonvention, nach der der Inhalt Vorrang vor der Form hat. Der überwältigende Eindruck der Mosaiken beruht vor allem auf ihrer Farbenpracht. Im Gegensatz zu anderen Darstellungen, die über die Jahrhunderte häufig an Farbintensität verloren, bestehen die Mosaiken aus farbechten (Halbedel-)Steinen. Bei den goldenen Tesserae wurde echtes Blattgold verwendet, das zwischen zwei Lagen Glas eingebettet wurde. Bereits der Eingangsbereich zum Altarraum, die Laibung des Triumphbogens ist vollständig mit Mosaiken überzogen. [1]
Informationen
Opera di Religione der Diözese von Ravenna ist der Name der Verwaltungseinheit für die UNESCO-Denkmäler der Erzdiözese von Ravenna. Im Detail handelt es sich hier um die kirchlichen Baudenkmäler, die bereits 1952 durch den Erlass des Erzbischofs vom 01.10.1952 kanonisch errichtet wurden.
Adresse:
Opera di Religione della Diocesi di Ravenna
Piazza Arcivescovado 1
48121 Ravenna - Italy
Telefon: 0039-544 541688
Fax: 0039-544 541680
E-Mail: info@ravennamosaici.it
Internet: www.ravennamosaici.it/?lang=en
Öffnungszeiten:
Winter: 10.00 - 17.00 Uhr - Sommer: 09.00 - 19.00 Uhr;
Vom 16.06. - 28.02. - 9,50 Euro – reduziert 8,50 Euro (gültig 7 Tage)
Vom 01.03 - 15.06. - 9,50 Euro - reduziert 8,50 Euro (gültig 7 Tage)
Einzelkarte: Erzbischöfliches Museum (Kapelle Sant'Andrea und der Elfenbeinthron); Baptisterium Neoniano, Basilika Sant'Apollinare Nuovo, Basilika San Vitale.
Zusätzlich zum Einzelticket wird ein Zuschlag für den Eintritt in das Mausoleum der Galla Placidia in Höhe von 2,00 Euro (für Gruppen obligatorisch) erhoben.
Ticket Office:
Tickets sind erhältlich im Eingangsbereich dieser Monumente:
Basilica di San Vitale, Via Argentario 22;
Basilica di Sant’Apollinare Nuovo, Via di Roma 53;
Museo Arcivescovile, Piazza Arcivescovado 1;
Battistero Neoniano, Piazza Battistero;
Sehenswürdigkeiten - UNESCO-Weltkulturerbe
- Chiesa San Vitale (6. Jahrhundert);
- Mausoleum der Galla Placidia (5. Jahrhundert); ein innen mit Mosaiken verziertes Mausoleum, das die Kaiserin Galla Placidia 425 n. Chr. für sich hatte erbauen lassen, das ihren Leichnam jedoch wohl nie beherbergte, da sie 450 in Rom verstarb und dort wahrscheinlich auch beerdigt wurde;
- Chiesa Sant’Apollinare Nuovo (6. Jahrhundert); die ehemalige arianische Hofkirche Theoderichs, die von ihm erbaut worden war und die sich unmittelbar neben seinem Palast befand;
- Mausoleum des Theoderich, mit einem Natursteindach von rund elf Metern Durchmesser und einem Meter Dicke, das aus einem einzigen, aus Istrien stammenden Monolithen herausgemeißelt wurde;
- Baptisterium der Arianer (6. Jahrhundert);
- Baptisterium der Orthodoxen (5. Jahrhundert), nördlich des Doms, auch Neonische Taufkapelle genannt, gilt unter den achteckigen antiken Bauwerken Ravennas als das älteste;
- Erzbischöfliche Kapelle (6. Jahrhundert), auch Oratorium des hl. Andreas genannt, südlich des Doms im Erzbischöflichen Palast gelegen und über das Erzbischöfliche Museum erreichbar;
- Chiesa Sant’Apollinare in Classe;
Kirchen
- S. Croce
- S. Maria Maggiore (5. Jahrhundert);
- S. Eufemia (1742 - 1747), der Innenraum ist mit Malereien aus dem 18. Jahrhundert verziert;
- S. Giovanni Battista
- Spirito Santo (5. bis 6. und 16. Jahrhundert), war unter dem Namen Hagia Anastasis (deutsch Auferstehungskirche) zur Zeit Theoderichs des Großen die Hauptkirche der Arianer in Ravenna;
- S. Maria del Suffragio
- Dom (Duomo) (1734); im Dom befinden sich die Kanzel des Bischofs Agnellus (6. Jahrhundert), Sarkophage aus dem 5. Jahrhundert und eine Krypta aus dem 10. Jahrhundert;
- S. Francesco (5., 9. und 12. Jahrhundert);
- S. Agata Maggiore (5. Jahrhundert);
- S. Giovanni Evangelista (5. Jahrhundert);
- S. Maria in Porto (1553 - 1606):
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
- Archäologische Zone von Classe (Parco Archeologico di Classe), unweit der Kirche Sant’Apollinare in Classe;
- Museum für mechanische Musikinstrumente, 10 Kilometer südlich an der Straße in Richtung Cesena;
- Museum für moderne Inneneinrichtung, 9 Kilometer westlich, entlang Via Maggiore und Via Faentina an der Straße in Richtung Bologna;
- Franzosensäule, 5 Kilometer südlich an der Straße in Richtung Forlì; erinnert an die Schlacht zwischen Spaniern und Franzosen im Jahr 1512, errichtet im Jahr 1557 im Ort Madonna dell'Abero;
- Garibaldi-Hütte (Capanno Garibaldi, 1810), 8 Kilometer nordöstlich an der Straße in Richtung Marina Romea und Porto Corsini; eine Fischerhütte von historischer Bedeutung, in der der italienische Staatsgründer Giuseppe Garibaldi Unterschlupf gefunden hatte;
- Römische Villa in Russi (Villa romana di Russi), Via Fiumazzo - Russi (Ra.), ca. 16 Kilometer in Richtung Bologna;
Neonische Taufkapelle
Eines der ältesten Bauwerke in Ravenna ist das Baptisterium der Orthodoxen oder, wie es auch genannt wird, die Neonische Taufkapelle. Es befindet sich direkt gegenüber dem Dom (Duomo) von Ravenna und ist über die Via Battistero erreichbar. Berühmt ist es vor allem – wie die anderen byzantinischen Bauwerke Ravennas – durch die Wand- und Deckenmosaike in seinem Innern. Mit den anderen frühen Kirchenbauten in Ravenna gehört das Baptisterium zum UNESCO-Welterbe. Aufgrund der hohen Qualität seiner Ausschmückung....
Weitere Informationen zur Neonischen Taufkapelle in der Stadt Ravenna in Italien finden Sie hier....!
Mausoleum der Galla Placidia
Direkt neben der Kirche San Vitale in Ravenna und dem National Museum von Ravenna befindet sich das Mausoleum der einstigen römischen Kaiserin Galla Placidia. Das Kulturdenkmal in Ravenna gehört zu den frühchristlichen Bauten der Stadt und wurde im Jahr 1996 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Anfänge des Christentums in diesem Gebiet liegen am Ende des 1. oder zum Anfang 2. Jahrhundert n. Chr. Apollinaris aus Antiochia gilt....
Weitere Informationen zum Mausoleum der Kaiserin Galla Placidia in der Stadt Ravenna in Italien finden Sie hier....!
Ravenna
Ravenna ist eine sehr alte Stadt in Norditalien. Die Stadt besitzt etwa 160 000 Einwohner. Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Ravenna in der Region Emilia-Romagna. Diese Region besitzt etwa 4 500 000 Einwohner. Die Emilia-Romagna liegt im nördlichen Mittelitalien und grenzt im Norden an den Po, an Venetien und die Lombardei, im Osten an die Adria. Im Süden hat sie Anteil am Apennin und grenzt an die Toskana, die Marken und die Republik San Marino, im Westen an das Piemont und Ligurien....
Weitere Informationen zur Stadt Ravenna in Italien finden Sie hier....!
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Basilika San Vitale in Ravenna basieren auf dem Artikel San Vitale (Stand vom 17.03.2017) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Die Fotodateien "Basilika San Vitale, Bischofsthron; Darstellung in der Kuppel des Chores; (2 Fotos) - Autor: Georges Jansoone" werden unter den Bedingungen der Creative Commons "Attribution 2.0" „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported“ Lizenz veröffentlicht.